Hepar sulfuris (Kalkschwefelleber)

Herkunft und Herstellung

Hepar sulfuris calcareum, kurz Hepar sulfuris oder Hep genannt, wird aus den inneren Bestandteilen von Austernschalen und Schwefelblumen zu gleichen Teilen hergestellt. Diese Mischung wird erhitzt, um die charakteristische Verbindung zu erzeugen. Zum ersten Mal wurde Hepar sulfuris 1768 vom Chemiker Courton synthetisiert. Die in Hepar sulfuris enthaltenen Schwefelverbindungen sind besonders auf eitrige Hautprozesse ausgerichtet und machen das Mittel zu einem der wichtigsten homöopathischen Arzneien gegen lokale eitrige Entzündungen. Diese Prozesse werden durch Hepar sulfuris in ihrer Reifung beschleunigt, was zu einer schnelleren Ausheilung beiträgt.

Hauptmerkmale des Mittels

Kernsymptomatik: Überempfindlichkeit auf allen Ebenen

1. Überempfindlichkeit gegen sensorische Reize:

  • Starkes Schmerzempfinden, besonders bei Berührung und Kälte.
  • Selbst geringfügige Ursachen führen zu intensiven, heftigen Reaktionen.

2. Überempfindlichkeit gegen emotionale Belastungen:

  • Patienten reagieren emotional empfindlich, was sich in Reizbarkeit, Jähzorn und Zornesausbrüchen äußern kann.

3. Überempfindlichkeit der Haut und Schleimhäute:

  • Die Haut ist extrem schmerzempfindlich. Berührungen, selbst leichte, werden als schmerzhaft empfunden. Haut und Schleimhäute neigen stark zur Eiterung.

Weitere charakteristische Symptome:

  • Stechende, splitterartige Schmerzen.
  • Starke Frostigkeit – es ist eines der kältesten homöopathischen Mittel.
  • Verlangen nach scharfen und sauren Speisen.

Miasmatischer Bezug:

Hepar sulfuris calcareum steht in Bezug zu drei Miasmen:

  • Psorisch (Tendenz zu Juckreiz und Hauterkrankungen).
  • Syphilitisch (Neigung zu Zerstörung und Eiterung).
  • Sykotisch (Verstärkung und chronische Entzündung der Schleimhäute).

Organo- und Funktiotropie

1. Haut und Schleimhäute:

  • Hepar sulfuris wirkt besonders stark auf die Atemwegsschleimhäute und die Haut. Typisch sind eitrige Absonderungen, häufig begleitet von einem unangenehmen, fötiden Geruch.
  • Streptokokkeninfektionen wie Bläschen, Pusteln und Furunkel reifen unter Hepar sulfuris zügig aus. Jede Verletzung droht, zu eitern, und der Juckreiz ist oft intensiv.

2. Drüsen:

  • Neigung zu Drüsenvereiterungen, insbesondere Tonsillenabszesse.

3. Verdauungssystem:

  • Auffallend sind übel riechende Absonderungen, stark riechende Durchfälle, oft sauer, insbesondere bei Kindern.
  • Verlangen nach scharfem und saurem Essen sowie Alkohol.

4. Atemwege:

  • Verschleppte Katarrhe der Nase und Bronchien mit gelbschleimiger Absonderung.
  • Stridoröse Atmung, besonders bei sich schlecht lösender Lungenentzündung.
  • Ein wichtiges Mittel bei Krupp und Diphtherie.

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Psychische Symptomatik

Auch auf der psychischen Ebene ist Hepar sulfuris durch eine ausgeprägte Überempfindlichkeit gekennzeichnet. Die Patienten sind leicht reizbar, mit nichts zufrieden und neigen zu heftigem Jähzorn. In ruhiger Umgebung beruhigen sie sich jedoch schnell wieder. Typisch ist eine Unzufriedenheit und eine ständige Suche nach Abwechslung.

Stimmung und Verhalten:

  • Reizbarkeit, Jähzorn, Unzufriedenheit.
  • Hast und Eile in allen Handlungen.
  • Suizidale Gedanken oder Impulse, Wahnideen, die Welt stünde in Flammen.
  • Ausgeprägte Ängste, beispielsweise vor Insektenstichen oder Spritzen.

Modalitäten

Verschlimmerung durch:

  • Kälte, insbesondere trockene, kalte Luft.
  • Berührung, selbst die geringste.
  • Morgens und nachts.

Besserung durch:

  • Wärme, besonders feuchte Wärme.
  • Ruhen im Bett, warmes Einhüllen des Kopfes.

Wichtige Indikationen

1. Haut und Schleimhäute:

  • Eitrige Abszesse, Furunkel, Akne und Nagelbettentzündungen.
  • Juckende Hautausschläge, Hautrisse und Wundheilungsstörungen.
  • Typisch sind dicke, gelbe, übel riechende Absonderungen.

2. Atemwegserkrankungen:

  • Husten, der durch Kälte ausgelöst wird, oft bellend und würgend.
  • Vernarbende Pneumonien, Pseudokrupp und Asthma bronchiale.

3. Verdauungstrakt:

  • Übel riechender Durchfall, oft sauer, besonders bei Kindern.
  • Übelkeit und Erbrechen am Morgen.

4. Drüsenerkrankungen:

  • Tonsillenabszesse und andere eitrige Drüsenentzündungen.

Differentialdiagnose

Die Unterscheidung zu anderen Mitteln erfolgt oft über die charakteristische Schmerzsymptomatik (stechende, splitterartige Schmerzen) und die starke Verschlechterung durch Kälte. Hepar sulfuris ähnelt in bestimmten Aspekten anderen Mitteln, wie:

  • Acidum nitricum (Splittergefühle im Hals).
  • Mercurius solubilis (bakterielle Hautinfektionen).
  • Silicea (tiefe Abszesse und Wundheilungsstörungen).

Praktische Hinweise zur Anwendung

Potenzwahl:

  • Zur Reifung eitriger Prozesse werden niedrigere Potenzen (D/C3) bevorzugt.
  • Höhere Potenzen (ab D/C10) werden angewendet, um den Eiterungsprozess aufzuhalten.

Fazit

Hepar sulfuris calcareum ist ein unverzichtbares homöopathisches Mittel bei eitrigen Prozessen, die durch Kälteeinfluss verschlimmert werden. Ob bei Hautabszessen, katarrhalischen Zuständen oder Empfindlichkeiten des Nervensystems – Hepar sulfuris zeigt seine Wirksamkeit besonders bei Patienten, die sowohl physisch als auch emotional äußerst empfindlich reagieren.

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Beitragsbild: pixabay.com – Hans

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