Tabacum (Tabak)
Wissenschaftlicher Name: Nicotiana tabacum
Familie: Solanaceae
Herkunft: Ursprünglich Südamerika, heute weltweit kultiviert
Verwendeter Pflanzenteil: Blätter
Wirkstoff: Nikotin, ein Alkaloid
Nikotin wirkt primär auf die Schleimhäute, die Sekretion der Schleimhäute sowie die glatte Muskulatur. Es zeigt eine biphasische Wirkung: Zu Beginn regt es das Nervensystem an, bevor es in eine lähmende Wirkung übergeht.
Miasmatischer Bezug
Tabacum weist sowohl psorische als auch sykotische Qualitäten auf. Es eignet sich für Erkrankungen, die durch Überanstrengung oder psychische Belastung ausgelöst wurden.
Leitsymptome und Modalitäten
Leitsymptome:
- Plötzliche, periodisch auftretende Beschwerden
- Heftige Übelkeit mit Erbrechen, oft begleitet von Schwindel
- Verschlechterung durch passive Bewegung, z. B. Autofahren oder Schifffahrten (Kinetosen)
- Kaltschweißigkeit, oft mit einem Gefühl von eisiger Kälte
Modalitäten:
- Verschlechterung durch: Hitze, warme Räume, Bewegung, Tabakrauch
- Besserung durch: Frische Luft, Entblößen des Bauchs, Erbrechen
Körperliche Symptomatik
Kopf und Nervensystem
Tabacum ist ein hervorragendes Mittel bei Schwindel, der durch Bewegung ausgelöst wird, sowie bei nervösen Kopfschmerzen. Betroffene berichten oft von einem Schwächegefühl im Kopf, Drehschwindel (z. B. beim Öffnen der Augen) und einem allgemeinen Zittern. Besonders typisch ist die Symptomatik bei Morbus Menière, die mit Ohrensausen, Schwindel und Erbrechen einhergeht.
Gesicht
Patienten erscheinen blass wie Leichen, oft mit einem kalten Schweiß auf der Stirn. Eine Wange kann gerötet sein, während die andere blass bleibt.
Augen und Ohren
Sehstörungen wie Mouches volantes (fliegende Mücken), Doppeltsehen oder gar temporäre Blindheit sind typische Beschwerden. Ebenso treten verstopfte Ohren („wie mit Watte gefüllt“) und Tinnitus auf, häufig in Kombination mit Schwindel.
Herz- und Kreislaufsystem
Tabacum wird bei krampfartigen Herzschmerzen, Herzklopfen und Tachykardie eingesetzt. Besonders hervorzuheben ist die Kombination aus Herzbeschwerden und Magen-Darm-Symptomen, die oft von plötzlichen Angstzuständen begleitet werden. Kaltschweißigkeit und Kollapsneigung gehören zu den markanten Symptomen.
Magen-Darm-Trakt
Eine der Hauptindikationen von Tabacum liegt im Verdauungstrakt. Heftige Übelkeit, begleitet von Würgen und Erbrechen, ist charakteristisch. Diese Beschwerden verschlimmern sich durch Bewegung und bessern sich durch frische Luft oder kalte Anwendungen. Der Bauch fühlt sich oft kalt an, doch paradoxerweise verspüren die Patienten das Bedürfnis, ihn zu entblößen.
Haut und Temperaturhaushalt
Kaltschweißige, klebrige Haut, begleitet von einem Gefühl eisiger Kälte, ist typisch für Tabacum. Patienten berichten häufig von einem quälenden Juckreiz, der an Flohstiche erinnert.
Psychische Symptomatik
Psychisch gesehen sind Tabacum-Patienten oft von nervöser Unruhe und ruheloser Ängstlichkeit geplagt. Diese kann sich in plötzlichen Angstzuständen mit einem Beklemmungsgefühl in der Brust äußern. Gleichzeitig zeigen sich Depressionen, Niedergeschlagenheit und eine Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben.
Verlangen nach: Tabak oder frischer Luft
Besserung durch: Weinen
Wichtige Indikationen
Tabacum ist ein vielseitiges Mittel, das in akuten wie chronischen Fällen Anwendung findet. Zu seinen Indikationen zählen:
- Reiseübelkeit und Kinetosen: Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, besonders bei Bewegung
- Herzbeschwerden: Angina pectoris, Tachykardie, Kollapsneigung, Herzklopfen
- Magen-Darm-Erkrankungen: Gastritis, Gastroenteritis, Hyperemesis gravidarum
- Schwindel und Ohrensymptome: Morbus Menière, Tinnitus, Drehschwindel
- Kollapszustände: Kalte Glieder, Kaltschweißigkeit, blaue Lippen, Hypotonie
Differenzialdiagnose
Die Differenzialdiagnose umfasst:
- Aconitum, Camphora, Veratrum album: Kollaps mit Kaltschweißigkeit, Übelkeit und Erbrechen
- Cocculus: Kinetosen, insbesondere Schwindel durch Bewegung
- Colocynthis: Bauchkoliken, Nierenkolik
- Lachesis: Globusgefühl, Herzbeschwerden und Verschlechterung durch Hitze
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