Bovista (Riesenbovist, Staubschwamm)

Bovista, der Riesenbovist oder Staubschwamm, gehört zur Familie der Lycoperdaceae innerhalb der Basidiomyceten. Er ist in Europa, Nordamerika und Australien verbreitet, wobei in der homöopathischen Medizin die getrockneten Sporen des reifen Pilzes als arzneiliche Substanz verwendet werden.

Die toxische Wirkung des Pilzes betrifft vor allem die Kapillaren, was seine Affinität zu Blutungsneigungen und Kreislaufstörungen erklärt. Experimentelle Untersuchungen zeigen zudem eine Beziehung zum Uterus, da eine Verdickung desselben beobachtet wurde. In seiner Wirkung weist Bovista Ähnlichkeiten mit Ferrum metallicum und Jodum auf.

Organo- und Funktiotropie

Bovista wirkt bevorzugt auf:

  • Den Kreislauf (Blutstauungen, Blutungsneigung)
  • Den Magen-Darm-Trakt (Meteorismus, Koliken, menstruationsabhängiger Durchfall)
  • Das weibliche Genitalsystem (Menstruationsstörungen, Fluor, Dysmenorrhoe)
  • Die Haut (Urticaria, Akne durch Kosmetika, juckende Hautausschläge)
  • Die rechte Körperseite (häufig betroffene Seite)

Miasmatischer Bezug: Bovista zeigt sowohl psorische als auch sykotische Anteile.

Mittelkern

Bovista ist gekennzeichnet durch eine allgemeine Stauungstendenz, die sich sowohl in Flüssigkeitsansammlungen (eindrückbare Ödeme) als auch in Vergrößerungsgefühlen äußert. Besonders auffällig sind die menstruellen Beschwerden sowie eine ausgeprägte Ungeschicklichkeit.

Hauptcharakteristika:

  • Ungeschicklichkeit und Koordinationsstörungen
  • Eindrückbare Ödeme, allgemeine Flüssigkeitsretention
  • Vergrößerungsgefühl (Kopf, Herz, allgemeines Aufgedunsensein)
  • Menstruationsstörungen mit verstärkten, verfrühten oder sickernden Blutungen
  • Axillarschweiß mit knoblauchartigem Geruch
  • Kosmetika-Akne
  • Verschlimmerung prä- und perimenstruell

Leitsymptome und Körperliche Symptomatik

Kopf & Nervensystem

  • Gefühl, als sei der Kopf vergrößert
  • Morgendliche Kopfschmerzen, oft mit Schwindel
  • Schwindelanfälle, besonders plötzlich und im Stehen
  • Juckende, blutende Ausschläge an Kopf und Gesicht
  • Stottern, ungeschickte Sprache

Kreislauf & Blutungstendenzen

  • Blutstauungen, venöse Insuffizienz
  • Neigung zu passiven, fließenden Blutungen (Nase, Zahnfleisch, Uterus)
  • Anämie

Verdauung & Stoffwechsel

  • Meteorismus, aufgetriebener Bauch, Kleidung wird als unangenehm empfunden
  • Koliken, die sich durch Essen bessern
  • Hartnäckiger Schluckauf
  • Durchfall, besonders nachts oder während der Menstruation

Weibliche Geschlechtsorgane

  • Menstruationsstörungen (verstärkte, verfrühte oder sickernde Blutungen)
  • Menorrhagien mit schwärzlichem, klumpigem Blut
  • Blutfluss besonders nachts verstärkt
  • Scharfer, gelb-grüner Fluor
  • LWS-Beschwerden mit dem Gefühl des Herabdrängens im Unterleib

Haut & Sekretionen

  • Juckreiz, Brennen, besonders am Steißbein (unerträglich, nachts schlimmer)
  • Herpetiforme Ausschläge mit Krustenbildung (durch emotionale Erregung ausgelöst)
  • Urticaria, oft nach dem Baden
  • Nässen, Flechten, besonders an den Händen
  • Kosmetika-Akne
  • Starker Achselschweiß mit Zwiebel- oder Knoblauchgeruch

Psychische Symptome

  • Wechselhafte Stimmung (zwischen Unruhe, Reizbarkeit und Depression)
  • Verwirrung, Konzentrationsstörungen, Gedächtnisschwäche
  • Ungeschicklichkeit (Dinge fallen aus der Hand, unkoordinierte Bewegungen)
  • Angst beim Abwärtsgehen
  • Gesteigerte Libido

Modalitäten

Verschlechterung durch:

  • Nachts, frühmorgens
  • Prä- und perimenstruell
  • Wärme, Sommer

Besserung durch:

  • Krümmen des Körpers

Wichtige Indikationen

  • Menstruationsstörungen (Menorrhagien, Dysmenorrhoe, Zwischenblutungen)
  • Fluor albus (scharf, gelb-grünlich, reizend)
  • Durchfall während oder nach der Menstruation
  • Urticaria, Akne, herpetiforme Ausschläge
  • Hautreaktionen nach Kosmetika oder Baden

Differentialdiagnose & Therapiepraxis

Differentialdiagnose:

  • Crocus (Menorrhagie mit schwärzlichem, strähnigem Blut)
  • Hamamelis (venöse Stauungen, Blutungen)

Antidote:

  • Camphora
  • Kaffee sollte möglichst vermieden werden

Diätetische Hinweise:

  • Zu meiden: Kalte Speisen
  • Zu bevorzugen: Scharfes Essen

Besonderheiten in der Praxis:

Bovista ist besonders häufig ein Mittel für Kinder, die sich durch Ungeschicklichkeit, unkoordinierte Bewegungen und Sprachstörungen auszeichnen.

Fazit

Bovista ist ein tiefgreifendes, oft übersehenes homöopathisches Mittel mit einem klaren Wirkungsprofil auf den Flüssigkeitshaushalt, die Menstruation und die Haut. Seine Hauptmerkmale – Ungeschicklichkeit, Stauungstendenzen, vergrößertes Empfinden und menstruelle Dysfunktionen – machen es zu einer wertvollen Arznei für Patienten mit diesen Beschwerden. In der Praxis bewährt sich Bovista besonders bei Hautproblemen durch Kosmetika, prämenstruellen Beschwerden und Blutungsneigung.

Wichtig: Bovista sollte in der Differenzialdiagnose immer dann in Betracht gezogen werden, wenn Ungeschicklichkeit mit Stauungssymptomen und menstruellen Beschwerden zusammentrifft.

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