Borax veneta

Borax veneta, auch bekannt als Natriumtetraborat oder Natrium tetraboraticum, ist ein Natriumsalz mit den typischen Eigenschaften dieser Stoffgruppe. Bor, ein essenzielles Spurenelement, spielt eine wichtige Rolle im Zellwachstum – sowohl bei Pflanzen als auch beim Menschen. Seine homöopathische Wirkung erstreckt sich auf das zentrale Nervensystem, die Schleimhäute, die Haut sowie die weiblichen Geschlechtsorgane. Borax gilt als eher rechtsseitiges Mittel.

Leitmotiv und zentrale Symptomatik

Borax-Patienten zeichnen sich durch eine ausgeprägte Nervosität, Ungeschicklichkeit und eine allgemeine Neigung zu Stauungen aus. Eindrückbare Ödeme und ein Vergrößerungsgefühl sind typische Symptome. Besonders hervorzuheben sind Menstruationsstörungen sowie ein auffälliger Achselschweiß mit knoblauchartigem Geruch. Akne, insbesondere als Reaktion auf kosmetische Produkte, tritt häufig auf und verschlimmert sich prä- und perimenstruell.

Spezifische körperliche Symptome

Kopf und Sinnesorgane

  • Völlegefühl im Kopf, insbesondere morgens um 10:00 Uhr
  • Schwindel mit Benommenheit, Neigung nach links zu fallen
  • Ängstlicher Gesichtsausdruck, insbesondere bei Abwärtsbewegungen
  • Gefühl von Spinnweben im Gesicht
  • Rote, juckende Lidränder, Neigung zum Augenreiben
  • Sehen fallender Gegenstände, Konjunktivitis mit Juckreiz
  • Trockene, borkige Rhinitis mit blutenden Krusten
  • Überempfindlichkeit gegenüber plötzlichen Geräuschen (DD: Asarum)

Mund und Verdauungstrakt

  • Heißes Gefühl im Mund
  • Aphten, Soor, Stomatitis, Leukoplakie mit leichter Blutungsneigung
  • Säuglinge verweigern das Stillen, insbesondere während der Zahnung
  • Kariöse Zähne
  • Chronische Gastritis mit Völlegefühl
  • Durchfälle mit Koliken, besonders im Sommer bei Kindern – weicher, klebriger, übel riechender, grünlicher Stuhl

Harnwege und Geschlechtsorgane

  • Imperativer Harndrang, schreiende Kinder vor dem Urinieren
  • Unwillkürlicher Harnabgang, stechend riechender Urin mit Grieß und Schleim
  • Zystitis mit krampfartigen Beschwerden und Pollakisurie
  • Reichlicher, wund machender, weißlicher Ausfluss mit brennendem Gefühl
  • Schmerzen in der Brustdrüse beim Stillen, insbesondere in der Brust, die nicht gesaugt wird
  • Frauen mit Borax-Konstitution werden leicht schwanger und bekommen häufig Kinder

Bewegungsapparat und Haut

  • Rückenschmerzen, häufig als Begleiterscheinung innerer Erkrankungen
  • Stiche in der Fußsohle
  • Zittern der Glieder, ungeschickte Bewegungen („Flockenlesen“)
  • Trockene Haut mit Neigung zu Eiterungen, Ekzemen, Psoriasis, Seborrhoe
  • Gespaltene, leicht verfilzende Haarenden

Psychische Symptomatik

Borax-Patienten sind nervös, reizbar und leicht verdrossen. Sie neigen zu plötzlichen Wutausbrüchen und schimpfen über Kleinigkeiten. Kinder zeigen oft heftiges Schreien und panisches Aufwachen mit Angstzuständen.

Ängste und Wahrnehmungsstörungen

  • Angst vor Abwärtsbewegungen (Fahrstuhl, Schaukel, Rolltreppe, Flugzeug, Wiegen in den Armen)
  • Überempfindlichkeit gegenüber plötzlichen Geräuschen
  • Auffahren im Schlaf

Allgemeine Modalitäten

Verschlimmerung durch:

  • Morgens
  • Postmenstruell
  • Nach dem Essen
  • Vor dem Stuhlgang (Besserung danach)
  • Nass-kaltes Wetter
  • Abwärtsbewegungen (DD: Gelsemium)
  • Autofahrten
  • Liegen auf der rechten Seite

Besserung durch:

  • Nach dem Stuhlgang
  • Aufenthalt im Freien
  • Kühles Wetter
  • Druck
  • Schaukeln oder Wiegen

Wichtige Indikationen

  • Mundschleimhaut-Erkrankungen: Herpes labialis, Aphten, Stomatitis
  • Magen-Darm-Störungen: Gastroenteritis, Verdauungsprobleme bei Säuglingen und Kleinkindern
  • Urologische Erkrankungen: Pyelitis, Zystitis, scharf riechender Urin
  • Gynäkologische Beschwerden: Fluor vaginalis, zu frühe und zu starke Menstruation, Unfruchtbarkeit
  • Hauterkrankungen: Wundheilungsstörungen, Ekzeme, Seborrhoe, Psoriasis
  • Schlafstörungen: Albträume, nächtliches Aufschreien, Schwierigkeiten beim Einschlafen

Differentialdiagnose

  • Calcium carbonicum
  • Kalium bichromicum
  • Lycopodium (Schmerzen vor dem Urinieren, schreiende Kinder beim Urinieren, übel riechender Urin)
  • Mercurius solubilis
  • Sulfur (Aphten, übel riechender Urin)

Therapeutische Praxis

  • Reaktionsdauer: ca. 30 Tage
  • Diätetische Hinweise: Vermeidung von Essig und Wein

Fazit

Borax veneta ist ein tief wirksames homöopathisches Mittel mit einem breiten Wirkspektrum, das besonders bei Schleimhautaffektionen, gynäkologischen Störungen und nervösen Beschwerden angezeigt ist. Die auffallende Angst vor Abwärtsbewegungen, die sensorische Überempfindlichkeit und die spezifischen Modalitäten machen es zu einem leicht identifizierbaren Mittel in der homöopathischen Praxis.

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert