Sepia (Sepia officinalis)- Der gemeine Tintenfisch als homöopathisches Heilmittel

Botanischer Name: Sepia officinalis
Familie: Cephalopodae
Vorkommen: Mittelmeer, Nordsee, Atlantik
Verwendeter Teil: Getrocknetes Sekret der Tintendrüse

Beschreibung: Der Gemeine Tintenfisch, auch als Sepia officinalis bekannt, bildet die Grundlage für das homöopathische Mittel Sepia. Dieses faszinierende Meerestier dient als heilende Kraft bei verschiedenen gesundheitlichen Herausforderungen.

Allopathische Verwendung

Das Tintenfischsekret wurde früher als Künstlerfarbe verwendet. Bestimmte Symptome, die bei Malern auftraten, führten zur weiteren Untersuchung von Sepia als homöopathisches Mittel. Die Tinte, die der Tintenfisch zur Abwehr einsetzt, um sich in einer Wolke zu verbergen und zurückzuziehen, spiegelt das homöopathische Mittelbild wider – ein Rückzug angesichts von Überforderung und Stress. In der Homöopathie wird Sepia officinalis vor allem bei Frauenleiden und hormonellen Störungen eingesetzt. Es hat eine besondere Affinität zur Haut und neigt zu Pigmentstörungen.

Miasmatischer Bezug

  • Psorisch/sykotisch
  • Syphilitisch

Organo- und Funktiotropie

  • Zentralnervensystem
  • Magen-Darm-Trakt
  • Weibliches Geschlechtssystem
  • Stütz- und Bewegungssystem
  • Eher linksseitiges Mittel

Mittelkern

Im Zentrum des homöopathischen Mittels Sepia officinalis steht der Stillstand auf körperlicher und psychischer Ebene. Ein Mangel an Lebenswärme und das Gefühl eines Prolapses prägen das Mittelbild. Die Beschwerden bessern sich meist durch körperliche Anstrengung und Beschäftigung, insbesondere prä- und perimenstruell.

Leitsymptome

  • Mangel an Lebenswärme: Gefühl von Kälte, besonders an Händen und Füßen
  • Prolapsgefühl: Gefühl des Herabdrängens der Unterleibsorgane
  • Emotionale Distanz: Gleichgültigkeit gegenüber Familie und sonst geliebten Beschäftigungen
  • Besserung durch Bewegung und körperliche Anstrengung

Causa

Sepia officinalis wird bei Beschwerden eingesetzt, die durch Überarbeitung, emotionale Belastung, hormonelle Umstellungen (z.B. Schwangerschaft, Geburt, Klimakterium) oder Säfteverlust (z.B. durch Stillen) ausgelöst werden. Auch sexuelle Ausschweifungen oder Masturbation können eine Rolle spielen.

Persönlichkeitsmerkmale

Sepia ist ein wichtiges Frauenmittel, besonders bei hormonellen Umstellungen. Die Patienten wirken emotional distanziert, gleichgültig gegenüber ihren Angehörigen und haben oft keine Freude mehr an geliebten Aktivitäten. Sie neigen zu Überforderung und ziehen sich emotional zurück. Typisch sind plötzliche Weinkrämpfe und eine Abneigung gegenüber Gesellschaft, obwohl sie auch nicht gerne alleine sind.

Sepia-Patientinnen sind häufig sportliche, androgyne Frauen mit herbem Ausdruck, braunem Haar und kleinem Busen. Ein anderer Typus ist die erschöpfte Hausfrau, oft mit gelben Flecken im Gesicht.

Krankheitsverlauf

Sepia-Zustände treten oft nach einer Schwangerschaft, vor oder während der Periode oder in den Wechseljahren auf. Die Beschwerden haben oft einen 28-tägigen Zyklus, analog zum Menstruationszyklus.

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Körperliche Symptomatik

Kopf / Kopfschmerzen / Schwindel

Typisch für Sepia sind chronische Kopfschmerzen, die oft linksseitig lokalisiert sind. Die Patienten klagen über einen heißen Kopf und kalte Füße, oder umgekehrt. Der Schmerz wird häufig von Schwindel begleitet und verstärkt sich durch Kälte und frische Luft.

  • Heißer Kopf und kalte Füße
  • Anfallsartige Kopfschmerzen: Meist linksseitig oder Stirnkopfschmerz
  • Schwindel: Besonders beim Knien oder Gehen
  • Besserung durch Essen

Gesicht / Haut

Ein charakteristisches Merkmal von Sepia sind gelbe Flecken im Gesicht, die als Chloasma auftreten können. Frauen neigen zu leichtem Bartwuchs. Die Haut ist oft trocken, rissig und neigt zu Pigmentstörungen.

  • Chloasma: Gelbe Flecken, besonders als „Sattelfleck“ über der Nase
  • Pigmentstörungen: Schmutzig-fahle Haut mit rötlich-braunen Flecken
  • Rissige, aufgesprungene Haut: Besonders im Winter oder nach dem Waschen

Weibliches Geschlechtssystem

Sepia ist besonders wirksam bei hormonellen Störungen und Beschwerden des weiblichen Geschlechtssystems. Typisch sind Senkungsbeschwerden und ein Herabdrängungsgefühl der Unterleibsorgane. Frauen klagen häufig über Schmerzen während der Menstruation und einen wunden, wundmachenden Ausfluss.

  • Senkungsbeschwerden und Uterusprolaps: Gefühl, als würden die Unterleibsorgane herabgedrängt
  • Dysmenorrhoe: Kolikartige Schmerzen zu Beginn der Menstruation
  • Vaginaler Ausfluss: Gelb-grünlich, wundmachend, läuft die Beine herab
  • Hitzewallungen: Besonders im Klimakterium, oft begleitet von Schwitzen und Frieren

Verdauungssystem

Im Magen-Darm-Bereich zeigt sich Sepia durch ein Gefühl von Leere im Magen, das nicht durch Essen gebessert wird, sowie Übelkeit und Erbrechen. Die Patienten haben oft einen aufgeblähten Bauch und sind empfindlich gegenüber Druck der Kleidung.

  • Leeregefühl im Magen: Nicht durch Essen gebessert
  • Übelkeit und Erbrechen: Besonders morgens oder bei Schwangerschaft
  • Meteorismus und Völlegefühl: Gefühl, als wolle der Bauch platzen
  • Verstopfung und Prolapsgefühl: Gefühl, als sitze eine Kugel im Rektum

Rücken / Bewegungssystem

Die Patienten klagen über Rückenschmerzen und ein Schwächegefühl im Beckenbereich. Diese Beschwerden bessern sich oft durch Bewegung oder das Kreuzen der Beine. Typisch sind rheumatische Beschwerden und kalte Hände und Füße.

  • Rheumatische Beschwerden: Hängende Schultern, schlaffe Glieder
  • Schwächegefühl im Beckenbereich: Besserung durch Kreuzen der Beine
  • Kalte Hände und Füße: Häufig begleitet von heißem Kopf

Psychische Symptomatik

Emotionale Beschwerden

Sepia-Patientinnen sind oft von einem starken Streben nach Unabhängigkeit geprägt. Sie leiden unter Überforderungund reagieren mit emotionaler Distanzierung, besonders gegenüber ihren Angehörigen. Typisch ist eine Gleichgültigkeitgegenüber Familie und Beruf, die sich bis zur Gefühlskälte entwickeln kann. Sie haben keine Freude mehr an früher geliebten Aktivitäten und neigen zu depressiven Verstimmungen.

  • Emotional distanziert und gleichgültig: Besonders gegenüber Familie und Kindern
  • Überforderung und Reizbarkeit: Sie vertragen keinen Widerspruch und sind leicht reizbar
  • Weinkrämpfe: Plötzliches Weinen ohne erkennbaren Grund
  • Depression: Unfähig, Freude zu empfinden, alles erscheint schwarz

Sozialverhalten

Die Patienten haben oft eine Abneigung gegen Gesellschaft, suchen jedoch auch nicht gerne die Einsamkeit. Sie schätzen ihre Unabhängigkeit und neigen zu einem Nonkonformismus, der sie gegen die Erwartungen der Umwelt aufbegehren lässt. Trotz ihrer Abneigung können sie sich gut auf andere Menschen einlassen und sind grundsätzlich gesellig.

  • Abneigung gegen vertraute Personen: Besonders gegen den Ehepartner oder die eigenen Kinder
  • Geselligkeit: Kann sich gut auf andere einlassen, bevorzugt jedoch das Alleinsein

Modalitäten

Verschlimmerung durch:

  • < Abends, nachts, morgens
  • < Prä- und perimenstruell
  • < Kälte, Zugluft, Kaltwerden des Kopfes
  • < In engen, warmen Räumen
  • < Ruhe und Liegen auf der linken Seite
  • < Stehen, Berührung
  • < Schwangerschaft, Geschlechtsverkehr

Besserung durch:

  • Bewegung, körperliche Anstrengung, Tanzen
  • Wärme, heiße Anwendungen
  • Geistige Tätigkeit und Ablenkung
  • Alleinsein
  • Schlaf
  • Kreuzen der Beine
  • Frische Luft und kalte Getränke

Wichtige Indikationen

  • Rheumatische Beschwerden: Gelenk- und Rückenschmerzen, Schwächegefühl im Beckenbereich
  • Venenerkrankungen: Hämorrhoiden, Varizen, venöse Stase
  • Magen-Darm-Beschwerden: Leeregefühl im Magen, Übelkeit, Verstopfung
  • Weibliche Geschlechtsorgane: Senkungsbeschwerden, Dysmenorrhoe, Uterusprolaps
  • Klimakterium: Hitzewallungen, Depression, Gleichgültigkeit gegenüber Familie und Beruf

Differentialdiagnose

Wichtige Mittel zur Abgrenzung sind:

  • Lachesis: Bei Hitzewallungen im Klimakterium, besonders bei linksseitigen Beschwerden.
  • Pulsatilla: Bei weinerlichen, sensiblen Frauen, die Trost suchen und frische Luft bevorzugen.
  • Lycopodium: Bei Galle- und Leberbeschwerden, Übelkeit und Reizbarkeit.
  • Natrium muriaticum: Bei Abneigung gegen Sexualität und emotionaler Verschlossenheit.

Fazit

Sepia officinalis ist ein unverzichtbares Mittel in der homöopathischen Behandlung von Frauenleiden, insbesondere bei hormonellen Umstellungen wie Schwangerschaft, Geburt oder Klimakterium. Es eignet sich besonders für Frauen, die unter emotionaler Distanzierung, Überforderung und einem starken Streben nach Unabhängigkeit leiden. Typisch sind körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen, Prolapsgefühle und hormonelle Störungen, die sich durch Bewegung und körperliche Aktivität bessern.

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Beitragsbild: pixabay.com – naveenmanohar

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