Calendula officinalis – Die Ringelblume als homöopathisches Wundmittel
Die Ringelblume (Calendula officinalis) zählt zu den bekanntesten Heilpflanzen in der Naturheilkunde und nimmt auch in der Homöopathie eine feste Rolle ein – insbesondere als bewährtes Wundheilmittel. Ihr Einsatz reicht von der Behandlung kleinster Schürfwunden bis hin zu komplexeren Wundheilungsstörungen nach chirurgischen Eingriffen. Die Pflanze entfaltet dabei ihr Wirkspektrum sowohl äußerlich als auch innerlich – und das mit bemerkenswerter Tiefenwirkung.
Botanische und pharmakologische Grundlagen
Calendula gehört zur Familie der Korbblütler (Compositae) und stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Heute wird sie in ganz Europa kultiviert. Homöopathisch verwendet wird die ganze, zur Blütezeit geerntete Pflanze. Sie enthält eine Vielzahl an Wirkstoffen – darunter Terpene, Carotinoide, ätherische Öle, Bitterstoffe sowie Salicylat-Verbindungen.
In der Allopathie wird Calendula aufgrund ihrer entzündungshemmenden (antiphlogistischen) und granulationsfördernden Wirkung vor allem bei Schleimhautentzündungen (z. B. im Mund- und Rachenraum) sowie bei Wundheilungsstörungen (z. B. Ulcus cruris) eingesetzt.
Organo- und Funktiotropie
Calendula wirkt vor allem auf die:
- Weichteile
- Haut
- Stütz- und Bewegungsorgane (insbesondere die Wirbelsäule)
Zentrales Mittelbild
Im Zentrum der Anwendung steht die Störung der weichen Gewebe, insbesondere:
- offene Wunden
- Wundheilungsstörungen
- Riss- und Schürfwunden
- eiternde Wunden und Ulzera
Calendula ist in diesen Fällen ein ausgesprochener Notfallhelfer – sowohl akut als auch prophylaktisch.
Causa – Auslöser für die Mittelgabe
Die typischen Auslöser, die auf Calendula hinweisen, sind:
- Verletzungen der Weichteile
- Zahnextraktionen
- Geburten, insbesondere mit Dammriss
Leitsymptome – Körperliche Beschwerden
Calendula deckt ein breites Spektrum ab, darunter:
Kopf & Sinnesorgane:
- Risswunden der Kopfhaut
- Stirnkopfschmerzen, Schwindel
- Grüner Nasenausfluss
- Taubheit, Lärmempfindlichkeit (verstärkt bei Feuchtigkeit)
Verdauung & Urogenitalbereich:
- Sodbrennen mit Gänsehaut
- Flockiger Stuhl
- Warzen im Genitalbereich, Uterushypertrophie, Menorrhagien
Haut:
- Gelbliche, ikterische Haut
- Wunden mit ausgefransten Rändern (besonders Schürf- und Risswunden)
- Starke Schmerzen, die in keinem Verhältnis zur Verletzung stehen
- Exzessiver Wundschmerz, auch bei kleinen Läsionen
- Eiterung (beginnend oder chronisch)
- Narbenschmerzen, Keloidbildung, Erysipel
Bewegungssystem:
- Wundgelaufene Füße
- Kalte Hände
- Lähmung nach Apoplexie
Fieber & Allgemeinzustand:
- Fieber infolge von Wundinfektion
- Hohe Empfindlichkeit gegen Zugluft
- Erschöpfung nach Blutverlust
Psychische Ebene
Auffällig ist eine gesteigerte Reizbarkeit, gepaart mit sensorischer Überempfindlichkeit. Die Patienten sind häufig nervös, schreckhaft und lärmempfindlich. Gemütssymptome treten ansonsten eher in den Hintergrund.
Modalitäten
Verschlimmerung bei:
- Feucht-warmem Wetter
- Kälte, besonders kalter Luft
- Bewegung
- Abends
Besserung durch:
- Wärme
Wichtige Indikationen
- Riss- und Schürfwunden
- Wundheilungsstörungen
- Postoperative Komplikationen
- Eiterung, auch prophylaktisch
- Narbenschmerzen, Ulcus cruris
Differentialdiagnose
Zur Abgrenzung eignen sich folgende Arzneien:
- Arnica montana: bei allgemeinen Weichteilverletzungen
- Hypericum perforatum: bei Nervenbeteiligung und starkem Wundschmerz
- Ruta graveolens: bei Verletzungen der Sehnen und Knochenhaut
Calendula folgt gut auf Arnica und ergänzt sich gut mit Hepar sulfuris, insbesondere bei eiternden Prozessen.
Anwendung in der Praxis
Neben der innerlichen Gabe (z. B. in C6, C30) ist die äußerliche Anwendung zentral:
- Als Salbe, Tinktur, Umschlag oder Badezusatz
Wichtig: Calendula darf nicht bei tiefen oder Stichwunden verwendet werden, da die Gefahr besteht, dass sich die Wunde oberflächlich schließt, bevor eine tiefergehende Heilung stattfinden kann.
Fazit
Calendula officinalis ist ein hochwirksames homöopathisches Mittel bei Verletzungen der Haut und Weichteile. Es lindert Schmerzen, fördert die Wundheilung und verhindert Infektionen. Aufgrund seiner breiten Wirksamkeit und einfachen Anwendung gehört es in jede homöopathische Haus- und Notfallapotheke.
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