Calcium phosphoricum (Phosphorsaurer Kalk)

Phosphorsaurer Kalk (Calcium hydrogenphosphoricum, CaHPO₄ · 2H₂O)

Herkunft und Wesen des Mittels

Calcium phosphoricum, chemisch gewonnen durch die Reaktion von Kalkwasser mit Phosphorsäure, ist ein essenzieller Bestandteil des menschlichen Körpers. Etwa 99 % der Knochenmasse besteht aus calciumhaltigen Verbindungen – ebenso wie Zähne. In der Homöopathie entfaltet dieses Mittel seine besondere Kraft dort, wo Struktur, Entwicklung und Regeneration gefragt sind: in den Knochen, im Bewegungsapparat, in den Schleimhäuten und im Verdauungstrakt.

Organtropismus und Indikationsspektrum

Calcium phosphoricum zeigt eine deutliche Affinität zu:

  • Bewegungsapparat: Knochen, Periost, Knorpel, Gelenke
  • Verdauungssystem: Magen-Darm-Trakt, Leber, Pankreas
  • Atemwege und Schleimhäute
  • Lymphsystem: Lymphknoten, adenoide Wucherungen
  • Nervensystem: insbesondere bei Parästhesien und Erschöpfung

Leitsymptome und Mittelkern

  • Unzufriedenheit, Reizbarkeit, innerer Unfrieden mit diffusem Verlangen nach Veränderung oder Reisen
  • Knochensymptome: zu schnelles Längenwachstum, verzögerte Entwicklung, Rachitis, Skoliose, schlecht heilende Frakturen
  • Typisch: Kopfschmerzen nach geistiger Anstrengung („Schulkopfschmerz“), Milchunverträglichkeit, geistige und körperliche Erschöpfung
  • Trias: Kummer – Seufzen – steifer Nacken (DD: Causticum)

Das Calcium-phosphoricum-Kind

Dieses Kind ist oft schlank, hochgewachsen, dunkelhaarig und wirkt blass oder anämisch. Es friert leicht, schwitzt nachts (v. a. am Kopf) und leidet unter Konzentrationsmangel sowie Lernunlust. Die Zahnung verläuft schleppend, oft begleitet von Durchfällen und Bauchkoliken. Typisch ist der späte Fontanellenschluss. Es zeigt sich ein auffälliger Bewegungsdrang, gepaart mit schneller Erschöpfbarkeit.

Psychische Konstitution

Calcium phosphoricum-Menschen sind innerlich unruhig, leicht erschöpfbar, oft melancholisch und reizbar. Sie leiden häufig unter Kummer, Liebesleid oder den Folgen schlechter Nachrichten. Der Wunsch zu reisen entspringt einem inneren Unbehagen, das sich nicht klar benennen lässt. Typisch ist plötzlicher Energiezuwachs in Stresssituationen – oft jedoch gefolgt von körperlichem Zusammenbruch.

Typische Modalitäten

  • Verschlechterung: feucht-kaltes Wetter, Ostwind, Kälte, Bewegung, geistige Anstrengung, Zahnung, Muttermilch
  • Besserung: warmes, trockenes Wetter, Ruhe, Liegen, Essen, Reisen

Zentrale Indikationen

  • Pädiatrie: Milchunverträglichkeit, Ernährungsstörungen, Wachstumsverzögerung, Schulprobleme, Nabelkoliken
  • Orthopädie: Skoliose, Rachitis, Wachstums- und Knochenschmerzen, schlecht heilende Frakturen
  • Verdauung: kolikartige Bauchschmerzen, Meteorismus, grünlicher Durchfall mit Schleim
  • Gynäkologie: Dysmenorrhoe, Rückenschmerzen bei verspäteter Menstruation, ISG-Beschwerden
  • HNO: Polypen, Tonsillenvergrößerung, Heiserkeit, chronische Tonsillitiden
  • Psychosomatik: Neurasthenie, geistige Erschöpfung, mangelnde Konzentration, Reizbarkeit

Konstitutionelles Erscheinungsbild

  • Dünn, hager, oft anämisch
  • Schlaffer oder eingesunkener Bauch
  • Kalte Hände und Füße, Nachtschweiß
  • Früh erschöpfbar, empfindlich gegenüber Kälte und Nässe
  • Spätes Laufenlernen, verlangsamte motorische Entwicklung

Differenzialdiagnose

  • Calcium carbonicum: ebenfalls Milchunverträglichkeit, jedoch bei rundlicher Konstitution, geistiger Retardierung
  • Magnesium carbonicum: grüne, flüssige Stühle bei Säuglingen, Gedeihstörungen
  • Zincum metallicum: geistig retardierte Kinder mit auffälliger Nervosität, Parästhesien
  • Acidum fluoricum: ebenfalls Besserung durch Essen, aber mit stärkerem destruktiven Aspekt
  • Silicea: bei fehlender Knochenheilung, chronischen Infekten, zurückhaltender Persönlichkeit

Therapiehinweise

  • Reaktionsdauer: ca. 60 Tage
  • Diätetisch zu meiden: kalte Speisen, Kaffee, Obst
  • Zu bevorzugen: warme, leicht verdauliche Kost

Fazit

Calcium phosphoricum ist ein klassisches Konstitutionsmittel für Kinder und Jugendliche in der Wachstumsphase – besonders bei Beschwerden durch Entwicklungsverzögerung, schulische Überforderung und körperliche Erschöpfung. Doch auch in der Erwachsenenmedizin findet es Anwendung bei chronischer Rekonvaleszenz, Knochenerkrankungen und psychosomatischen Zuständen.

Es begleitet still, aber wirkungsvoll durch die Phasen des Wachsens, Lernens und Überfordertsseins – und hilft, wieder in Balance zu kommen.

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