Colocynthis (Koloquinte, Bittergurke)
Synonyme: Citrullus colocynthis
Familie: Cucurbitaceae (Kürbisgewächse)
Verwendeter Pflanzenteil: Geschälte, getrocknete und entkernte Früchte
Herkunft und allopathische Bedeutung
Colocynthis, auch bekannt als Koloquinte oder Bittergurke, stammt aus den Wüstengebieten Afrikas und wird im Mittelmeerraum, in Arabien, Ceylon und Indien kultiviert. Die arzneilich verwendeten Früchte enthalten den Wirkstoff Colocynthin, der den Darm reizt und krampfartige Schmerzen auslöst. In der Vergangenheit wurde Colocynthis als starkes Abführmittel eingesetzt. In der Allopathie findet es Anwendung bei heftigen Nervenreizungen und exsudativen Entzündungen der Schleimhäute.
Colocynthis hat eine erregende Wirkung auf die Darmmuskulatur, weshalb kolikartige Bauchschmerzen ein zentrales Symptom sind. Ein weiterer wichtiger Wirkort ist das Nervensystem, wo neuralgische, einschießende Schmerzen auftreten. In der Homöopathie ist Colocynthis eines der bedeutendsten Schmerzmittel.
Charakteristik des Mittels
Colocynthis ist besonders angezeigt bei krampfartigen Schmerzen, die durch aufgestaute Emotionen wie Zorn und Ärger hervorgerufen werden. Auffällig ist auch die Schmerzlinderung durch festen Druck und das Zusammenkrümmen. Typisch sind rechtsseitige Beschwerden, die den Verdauungstrakt sowie das Nervensystem betreffen.
Leitsymptome:
- Spasmen der Hohlorgane, kolikartige Schmerzen
- Heftige Schmerzreaktionen, begleitet von Zorn und emotionalem Aufbrausen
- Zusammenkrümmen und Winden vor Schmerzen
- Rechtsseitige Beschwerden
Organo- und Funktiotropie
Colocynthis wirkt vor allem auf das Nervensystem, insbesondere auf die peripheren Nerven, wo es zu Überempfindlichkeiten und heftigen Neuralgien kommen kann. Daneben beeinflusst es die glatte Muskulatur des Verdauungstraktes, was sich in krampfartigen Bauchschmerzen und abführender Wirkung äußert. Auch die Schleimhäute, insbesondere des Bauchfells (Peritoneum), sind häufig betroffen.
Wichtige Zielorgane:
- Periphere Nerven (Neuralgien)
- Verdauungstrakt (Koliken)
- Schleimhäute (entzündliche Prozesse)
- Vorwiegend rechtsseitiges Mittel
Modalitäten
Verschlechterung durch:
- Ärger, emotionaler Stress
- Bewegung und Erschütterung
- Liegen auf der nicht betroffenen Seite
- Essen und Trinken (besonders Obst)
- Morgens (gegen 6:00 Uhr) und nachmittags (zwischen 16:00–17:00 Uhr)
Besserung durch:
- Fester Druck und Zusammenkrümmen
- Wärme
- Ruhe
- Genussmittel wie Kaffee und Rauchen
Psychische Symptomatik
Colocynthis-Patienten neigen zu starker Reizbarkeit und Zorn, oft als Folge aufgestauter Emotionen. Sie reagieren heftig auf Kränkungen und möchten am liebsten allein gelassen werden. Das Gefühl, nicht richtig behandelt zu werden, steht im Vordergrund. Diese Patienten sind oft ängstlich, ungeduldig und reagierten überheblich. Ihre Stimmung schwankt zwischen Wut und Depression, und sie suchen häufig nach emotionalem Rückzug.
Typische psychische Symptome:
- Heftige Reizbarkeit und Zorn, besonders nach Kränkungen
- Gefühl, ungerecht behandelt zu werden
- Neigung zur Überheblichkeit
- Schweigsamkeit und Unruhe
- Ängstliche Ruhelosigkeit
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Körperliche Symptomatik
Colocynthis wirkt besonders stark auf den Verdauungstrakt und das Nervensystem, mit typischen Beschwerden wie kolikartigen Bauchschmerzen und neuralgischen Schmerzen. Die Patienten krümmen sich oft vor Schmerzen zusammen und suchen nach Linderung durch festen Druck oder Wärme.
Kopf:
- Heftige, einschießende Kopfschmerzen, oft nach Ärger
- Brennende oder stechende Kopfhaut, < Berührung
- Schwindel bei schnellen Kopfbewegungen, Fallneigung nach links
Verdauung:
- Empfindlicher Bauch, < Kleidungsdruck, > fester Druck
- Krampfartige Bauchschmerzen, oft nach Ärger oder Zorn
- Koliken, die durch Zusammenkrümmen und Druck gelindert werden
- Durchfall mit Schmerzen, als ob ein Messer in den Bauch schneidet
- Erbrechen als Folge von Schmerzen oder Ärger
Nervensystem:
- Heftige neuralgische Schmerzen, die plötzlich einschießen
- Ischiasschmerzen, die von der Hüfte bis in den inneren Oberschenkel ausstrahlen
- Neuralgien im Gesicht, v.a. linksseitig, brennend und ziehend
Bewegungssystem:
- Einschiessende Schmerzen im Hüftbereich, > Wärme, Druck
- Steifheit und Kontrakturen, v.a. im Nacken und in den Knien
Anwendungen und Indikationen
Colocynthis ist besonders geeignet bei krampfartigen Schmerzen, die durch aufgestaute Emotionen wie Zorn oder Ärger ausgelöst werden. Es wird häufig bei neuralgischen Schmerzen, Ischias und kolikartigen Bauchschmerzen eingesetzt. Typisch ist die Erleichterung durch festen Druck und das Zusammenkrümmen.
Wichtige Indikationen:
- Kolikartige Bauchschmerzen, besonders nach Ärger oder Zorn
- Neuralgien (z.B. Gesichtsneuralgie, Ischialgie)
- Gallen- und Nierenkoliken
- Dysmenorrhoe mit schneidenden Unterleibsschmerzen
- Migräne nach Ärger, verschlimmert durch Bewegung und Augenbewegung
- Ischiasschmerzen, ausstrahlend in den Oberschenkel, mit Taubheitsgefühl
- Rheumatische Beschwerden mit steifem Nacken und steifen Knien
Differentialdiagnose
Mittel, die in ähnlichen Fällen wie Colocynthis in Betracht gezogen werden sollten, sind:
- Chamomilla: Krampfartige Schmerzen, besonders bei Kindern, mit starker Reizbarkeit
- Magnesium phosphoricum: Krampfartige Neuralgien, Koliken, > Wärme und Druck
- Dioscorea: Blähungskoliken, die durch Rückwärtsbeugen gelindert werden
- Spigelia: Neuralgien, besonders im Kopf- und Augenbereich, nach Ärger
Potenzwahl und Mittelgabe
Colocynthis wird typischerweise in mittleren Potenzen (D6 bis D30) verabreicht, insbesondere bei akuten Schmerzen und krampfartigen Beschwerden. Die durchschnittliche Reaktionsdauer beträgt 8 bis 40 Tage.
Fazit
Colocynthis ist ein unverzichtbares Mittel bei krampfartigen Schmerzen, die durch aufgestaute Emotionen wie Zorn oder Ärger ausgelöst werden. Es zeigt sich besonders wirksam bei Koliken, Neuralgien und nervösen Beschwerden, die durch festen Druck und Zusammenkrümmen gelindert werden. Seine Anwendung erstreckt sich von akuten Bauchschmerzen bis hin zu chronischen neuralgischen Schmerzen, wobei die Linderung durch Wärme und Druck charakteristisch ist.
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